...entsprechend dem Verständnis der Sexualpastoral differenziert nach den Bereichen Seelsorge, Bildung, Beratung und Diakonie.
Seelsorge
Ehevorbereitung
Unter Ehevorbereitung versteht man einen Begleitungs- und Beratungsprozess, der Brautpaare auf die Herausforderungen einer Ehe vorbereiten oder bei der Vorbereitung der Trauung unterstützen soll. In den 60er Jahren wurde das Thema „Sexualität“ auf großen und mehrtägigen Veranstaltungen ausführlich thematisiert. Heute wird es entweder nicht oder in kleineren Gruppen im Rahmen von Wochenendkursen besprochen. Dabei werden den Paaren Schlagwörter rund um die Sexualität (z.B. Zärtlichkeit, Wünsche äußern) zur Hand gegeben, um sie miteinander ins Gespräch zu bringen und zum Austausch über mit Sexualität verbundene Beziehungsthemen zu ermutigen. Kommunikationskurse wie das EPL (Ein partnerschaftliches Lernprogramm - mit einem separaten Modul zur Sexualität) werden als Angebote der daran anknüpfenden Ehevorbereitung empfohlen. (Laura Huber)
Homosexuellenseelsorge / LSBTI*Pastoral
(in Arbeit)
Bildung
Sexualerziehung Kindertagesstätten
Sexualpädagogik für Kinder nach wie vor ein schwieriges Thema, sowohl in der Gesellschaft als auch in der kath. Kirche und ihren Einrichtungen. Befürchtungen, nach denen bei frühzeitiger Auseinandersetzung mit dem Thema eine "Frühsexualisierung" geschehe, stehen neben der Frage, ab welchem Alter und in welcher Form Sexualerziehung sinnvoll ist. Dabei kristallisiert sich immer mehr heraus, dass sie bereits in der Zeit nach der Geburt beginnt, etwa in der Art und Weise wie Eltern am Wickeltisch agieren und ihren Kindern bereits Grundlagen zu einem gesunden Körper- und Identitätsgefühl mit auf den Weg geben. Für eine Sexualerziehung in Kitas ist die doppelte Aufmerksamkeit darauf zu richten, in welchem Stadium der Entwicklung sich die Kinder befinden und welche Themen sie interessieren. Mit einer kindergerechten Sprache kann individuell auf die heranwachsenden Kinder eingegangen werden. (Quellen: https://www.katholisch.de/artikel/14182-sexualerziehung-wie-sagts-die-kirche-den-kindern; Lars Blankenhorn)
Sexualkunde-Unterricht Grundschule
Die Schule hat einen gesetzlichen Erziehungsauftrag zu erfüllen, was die Sexualerziehung von Kindern und Jugendlichen mit einbindet. Die Sexualerziehung z.B. an bayerischen Grundschulen ist explizit und thematisch im Heimat- und Sachkundeunterricht durchzunehmen. Hier liegt der Fokus neben dem Aufbauen von Selbstbewusstsein und der Prävention von Missbrauch unter anderem darin, seinen eigenen Körper mit seinen Veränderungen wahrzunehmen und zu verstehen. Der biologische Aspekt der Fortpflanzung spielt hier eine Rolle. Im Zentrum soll die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder stehen. Durch Wertevermittlung sollen die Kinder lernen, eigene Positionen und Verhaltensweisen zu hinterfragen und vorbereitet werden, um mit unterschiedlichen Menschen in der Gesellschaft respektvoll und angemessen umgehen zu können. Der Religionsunterricht kann über die Thematisierung von Gottes guter Schöpfung, der gegenseitigen Anerkennung und Rücksichtnahme sowie der Verantwortung füreinander die Potenziale der christlichen Botschaft für eine am christlichen Menschenbild Maß nehmende Sexualerziehung einbringen. (Quellen: https://www.lehrplanplus.bayern.de/fachprofil/textabsatz/24606 ; https://www.lehrplanplus.bayern.de/fachprofil/grundschule/katholische-religionslehre; T. R.)
MFM- / Waagemut-Workshop
In sechsstündigen, standardisierten MFM-Workshops ( My Fertility Matters ) erhalten Schüler/innen geschlechtsgetrennt Kenntnis über die weiblichen und männlichen Geschlechtsorgane und die Entstehung neuen Lebens. Die „Zyklusshow“ mit dem Fokus auf den weiblichen Zyklus richtet sich an 10- bis 12-jährige Mädchen (5.-6. Klasse), der Workshop „Agenten auf dem Weg“ an 10- bis 12-jährige Jungen (5.-6. Klasse), die als ‚Spezialagenten‘ in die Rolle von Spermien schlüpfen. Der an MFM anknüpfende WaageMut-WS ist für Jugendliche ab der 8. Klasse und junge Erwachsene mit den inhaltlichen Schwerpunkten "Basiswissen zur Fruchtbarkeit, zu Verhütungsmethoden und zu Aspekten und für eine gelingende Beziehung". (Quelle: MFM Deutschland e.V.; www.mfm-programm.de)
Sexualkunde-Unterricht Realschule
Mit dem Beschluss der Kultusministerkonferenz im Jahr 1968 fand die Sexualpädagogik ihren Platz in den deutschen Schulen, die seitdem über alle Schulformen hinweg die Familien- und Sexualerziehung im Elternhaus ergänzt. In Realschulen kann sie fächerübergreifend oder fächerspezifisch (Biologie, Ethik oder Religionslehre) umgesetzt werden. Im Fach Biologie liegt das Hauptaugenmerk auf dem Verständnis der Vorgänge im Körper: von der Zeugung und Befruchtung über die Einnistung einer Eizelle und ihrer Entwicklung in der Gebärmutter bis zur Geburt eines Kindes. Da sich die Schüler/innen in der Pubertät befinden, werden auch die Veränderungen, die ihren eigenen Körper betreffen, thematisiert. Da parallel zu den körperlichen Veränderungen die Gedanken und Gefühle der Schüler/innen ebenfalls beeinflusst werden, bieten Ethik- und Religionsunterricht die Chance, auch diejenigen Themen der Identitätsentwicklung aufzugreifen, die über die biologische Aufklärung hinausgehen. Im Ethik und Religionsunterricht können darüber hinaus Werte, Normen und Familienmodelle als Themen der Sexualerziehung angesprochen werden. (Quelle: https://www.lehrplanplus.bayern.de/schulart/realschule/inhalt/fachprofile; Maria-Magdalena Bielecki)
Sexualkunde-Unterricht Gymnasium
(in Arbeit)
Natürliche Familienplanung
Eine Möglichkeit der Empfängnisregelung und Familienplanung, welche sowohl christlicher Lebensführung als auch der neuen Sensibilität für den eigenen Körper bzw. den Körper der Frau Rechnung trägt, ist die wissenschaftlich fundierte Methode Sensiplan. Über das Beobachten und korrekte Deuten von weiblichen Körpersignalen und deren Zusammenspiel können Frauen und Paare entsprechend ihrem (derzeitigen oder späteren) Kinderwunsch Verkehr haben, ohne weitere Drittmittel angewiesen zu sein. Die Sicherheit ist - bei korrekter Anwendung - vergleichbar mit jener, welche etwa Hormonpräparate versprechen, ohne gesundheitliche Nebenwirkungen befürchten zu müssen. In Seminaren und Einzelberatungen lernen Frauen und Paare die Wirkweisen und damit auch sich selbst immer besser kennen. Die partnerschaftliche Verantwortung für die Familienplanung hat über die reine Methodik hinaus viele positive Effekte. So wird etwa die Kommunikation innerhalb der Partnerschaft gestärkt. Quelle: https://www.nfp-online.com/?page_id=3771; Lars Blankenhorn)
Prävention
Die Prävention sexualisierter Gewalt und der mit ihr verbundenen Grenzüberschreitungen stellen einen immer ausgebauten und thematischen Schwerpunkt in den Bistümern in Deutschland dar. In eigens dafür eingerichteten Stellen zur "Prävention von sexuellem Missbrauch" werden Kinder, Jugendliche und schutz-/hilfebedürftige Erwachsene mit Beratungsgesprächen und Online-Soforthilfen und durch Material zum Download unterstützt. Über Projekte, Informations- und Vortragsangebote hinaus werden insbesondere für Haupt und Ehrenamtliche auch Aus- und Weiterbildungen angeboten, um sexuellem Missbrauch und sexualisierter Gewalt im Raum von Kirche vorzubeugen. (Quelle: https://www.erzbistum-muenchen.de/im-blick/missbrauch-und-praevention/praevention; Elisabeth Schülein)
Erwachsenenbildung
(in Arbeit)
Familienbildung
(in Arbeit)
Kirchliche Lehre zur Sexualerziehung
Der Vatikan befürwortet Sexualkunde an Schulen, sieht aber ein Problem, wenn dieser auf "technische Anleitungen zum Gebrauch von Verhütungsmitteln" reduziert wird. Der Unterricht müsse stärker mit ethisch-philosophischer, psychologischer und spiritueller Erziehung verknüpft werden. Papst bekräftigt in Amoris laetita das "Ja zur Sexualerziehung", deren Ziel es sei, "zur Liebe, zum gegenseitigen Sich-Schenken" zu erziehen. Sie müsse konkrete Informationen bieten, "jedoch ohne zu vergessen, dass die Kinder und die Jugendlichen nicht die volle Reife erlangt haben". Unverantwortlich sei es dagegen, "die Jugendlichen einzuladen, mit ihrem Körper und ihren Begierden zu spielen, als hätten sie die Reife, die Werte, die gegenseitige Verpflichtung und die Ziele, die der Ehe eigen sind". Die Sexualerziehung müsse ein gewisses "Schamgefühl hüten". (Quellen: https://www.katholisch.de/artikel/14182-sexualerziehung-wie-sagts-die-kirche-den-kindern ; https://www.mitten-in-mering.de/mitten-in-mering/die-welt-in-mering/454-sexualkunde-auf-katholisch; T.R.)
Beratung
Eheberatung / Sexualberatung
Sexualität ist ein großes Thema in der Ehe-, Familien- und Lebensberatung. Besonders in der Ehe- und Paarberatung ist dabei wichtig, über sexuelle Bedürfnisse zu sprechen, insbesondere wie man gemeinsam zu einer sexuellen Erfüllung gelangt, welche beide Partner glücklich macht. Ebenso ist die geplante Elternschaft ein Thema, welches mit Sexualität zu tun hat. Dabei darf die Sexualerziehung der Kinder nicht außer Acht gelassen werden, wobei die Eltern eine größere Rolle spielen, als gemeinhin angenommen wird. Aber auch persönliche Probleme mit der eigenen Sexualität können ein Grund für eine Beratungshilfe sein: etwa zur sexuellen Orientierung über Safer Sex bis hin zu den sexuellen Rechten, die jeder Mensch hat. (Quelle: Familienhandbuch.de; Elisabeth Schülein)
Erziehungsberatung
(in Arbeit)
Schwangerschaftsberatung
Das Thema Sexualität kommt in der Schwangerschaftsberatung zum einen in der individuellen Beratung als auch bei sexualpädagogischen Gruppenangeboten vor. In der individuellen Beratungsarbeit tritt es hinter anderen Themen zurück oder ist mit diesen verknüpft, wie beispielsweise im Zusammenhang mit Familienplanung, Verhütung oder Beziehungsfragen. In der präventiven und direkt sexualpädagogischen Arbeit gehen die Schwangerschaftsberatungen ihrem gesetzlichen Auftrag zur sexuellen Bildung nach. In unterschiedlichen Gruppenangeboten, vor allem für Kinder- und Jugendgruppen, aber auch für Erwachsene (z. B. Fachkräfte oder bei der kulturellen sexuellen Bildung), kommt Sexualität deutlich zur Sprache. Neben der sexuellen Aufklärungsarbeit, werden hier auch ethische und explizit christliche Werte angesprochen. (Simone Raith)
Telefonseelsorge
(in Arbeit)
Diakonie
Offene Jugendarbeit
In der offenen Jugendarbeit treffen sich Jugendliche in einem außerschulischen Kontext, in dem es keinen direkten Auftrag zur sexuellen Bildung gibt. Dennoch ist der Bedarf groß, auch in Jugendeinrichtungen offen für Fragen rund um die Sexualität zu sein. Jugendliche machen in ihrer Lebensphase erste Erfahrungen mit Sexualität und sind neugierig, indem sie oftmals provozierend an das Thema herangehen und grundsätzliche Fragen stellen. Es besteht ein hoher Bedarf an Aufklärung und Orientierung. Für Mitarbeiter/innen in der Jugendarbeit ist über eine Offenheit für das Thema Sexualität hinaus wichtig, selbst sexualpädagogisch weitergebildet zu sein, um qualifiziert in einem entsprechenden Setting sexuelle Aufklärungsarbeit leisten zu können, in dem niemand gezwungen wird über Sexualität zu sprechen, aber eingeladen ist in einem vertraulichen Kontext Fragen aller Art zu stellen. (Simone Raith).
Sexualassistenz
Darunter versteht man die Unterstützung von Menschen mit Behinderung bei der Entwicklung und Gestaltung ihrer Sinnlichkeit und Sexualität. Allgemein wird unterschieden zwischen aktiver und passiver Sexualbegleitung. Die passive Begleitung beinhaltet zum Bespiel die Vermittlung von Informationen, den Fahrdienst und Hilfestellungen um Selbstbefriedigung zu ermöglichen oder Körperkontakt zwischen zwei Menschen herzustellen. In der aktiven Sexualbegleitung wird mit dem Menschen eine sexuelle Begegnung gestaltet. In einer Veröffentlichung der deutschen Bischofskonferenz aus dem Jahr 2012 heißt es, dass der direkte Geschlechtsverkehr zwischen einer Sexualbegleitung und einem Menschen mit Behinderung grundsätzlich abzulehnen ist und eine Form von Prostitution wäre. (Laura Huber)